Vereinsmitteilungen

Besuch in Bad Fredeburg

Delegation aus dem Schieferland zu Besuch bei  Firma Magog in Bad Fredeburg.

 Die Besuchergruppe aus der VG „Schieferland“ Kaisersesch bei der Besichtigung des Holthausener Schiefermuseums, welches ebenfalls Ziel der Informationsfahrt war.

 Ulli Hesse, gebürtiger Bad Fredeburger und heute Kaisersescher Bürger ermöglichte Vertretern der Verbandsgemeinde Kaisersesch sowie des Vereins zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte eine Informationsfahrt mit Besuch der Fa. Magog, Befahrung des Schieferstollens und Museumsbesuch inbegriffen. So machten sich Anfang Oktober 15 Teilnehmer auf den Weg in das kleine Sauerländische Städtchen, dass ebenfalls auf eine lange Schieferbergbautradition zurückblicken kann. Nach einer Busfahrt durch den Westerwald und das Siegerland, begleitet von vielen Erläuterungen durch Ulli Hesse, der nach eigenem Bekunden in seiner Ausbildungszeit in dieser Region viel unterwegs war, erreichte man nach etwa 3 Stunden Bad Fredeburg und damit den Firmensitz der Fa. Magog.

Ulli Hesse, gebürtiger Fredeburger, organisierte die Informationsfahrt in seine ehemalige Heimat. Hier mit dem Wahrzeichen von Bad Fredeburg, dem „Schwammklöpper“.

 Nach Begrüßung durch Magog Geschäftsführer Georg Guntermann folgte eine Einführung in die Geschichte des mittelständischen Familienbetriebs. Im Jahre 1851 wurde beim Ausschachten des Kühlkellers für eine Brauerei in Fredeburg zufällig ein bauwürdiges Schieferlager entdeckt. Aus diesem Fund entwickelt sich die Schiefergrube "Bierkeller", die 1853 den Betrieb aufnahm. Die Dachschieferlager sind hier an den oberen Teil der Fredeburger Schichten (Eifel-Stufe des Mitteldevons) gebunden. Diese gliedern sich in die Wilzenbergschichten: ­ quarzitische Sandsteine mit bauwürdigen Tonschieferzwischenlagen, gebänderte, nicht bauwürdige Tonschiefer mit sandigen und kalkigen Einschaltungen. Da die Entdeckung der Fredeburger Lagerstätte in die Zeit des Schieferbooms im Sauerland fiel, wurden in kurzer Zeit in der Nachbarschaft zahlreiche weitere Schiefergruben gegründet. Unmittelbar benachbart zur Grube "Bierkeller" waren dies die Gruben "Magog" (1859) und "Gomer"(1880), bei Heiminghausen die Grube "Felicitas" (1863), in Nordenau die Gruben "Brandholz I" und "Brandholz II" (1866) und etliche andere Gruben im obersten Lennetal in der Umgebung des Kahlen Asten. Im Jahre 1970 wurde die Grube Bierkeller mit den bereits zusammengeschlossen Schiefergruben Gomer und Magog vereint. Aus diesem Verbundbergwerk entstammt heute im 21. Jahrhundert u.a. der Fredeburger Schiefer®. 1990 schließlich wurde zudem die Grube Felicitas aus dem Unternehmen Hesse & Schneider in die Schiefergruben MAGOG GmbH & Co. KG integriert. In über 150 Jahren haben sich die Schiefergruben Magog aus einem ehemals regionalen Bergwerk zu einem in Deutschland flächendeckend tätigen und über die Grenzen Europas hinaus bekannten Unternehmen entwickelt. „Wir fördern und fertigen Schiefer in Bad Fredeburg im Rheinischen Schiefergebirge und importieren zudem übertägig abgebauten Qualitäts-Schiefer aus spanischen Steinbrüchen“, so berichtet Geschäftsführer Guntermann.

Interessiert lauschen die Gäste den Ausführungen des Magog Geschäftsführers Georg Guntermann, ..........

 …. bevor man gemeinsam zur Besichtigung in die Tiefe der Schiefergrube einfährt.

 Leistungsfähige Sägemaschinen und Abspaltgeräte bestimmen die untertägige, umweltschonend angelegte Schiefergewinnung des heimischen Fredeburger Schiefers in 80 - 120 m Abbautiefe. In der Förderung und im Streckenvortrieb hat sich der Gleislosbetrieb durchgesetzt. Durch den großzügigen Aufschluss der Gruben im Verbund und die erfolgreiche, hochtechnologische Mechanisierung der untertägigen Schiefergewinnung konnten sich die Fredeburger Schiefergruben MAGOG durch viele Eigenentwicklungen behaupten, so erfährt man auf der Homepage des Familienunternehmens. Die nähere Betrachtung der untertage Förderung und der hochmodernen übertägigen Weiterverarbeitung wollten die Gäste aus der Eifel sich nicht entgehen lassen, und befuhren nach Einkleidung in der „Kaue“ das Schieferbergwerk. Nur wenige Spezialisten kümmern sich unterirdisch um den Betrieb der Fördermaschinen und den Vortrieb in den Berg. Riesige Abbauräume in denen Gesteinssägen große Platten aus den anstehenden Schieferrichten schneiden, welche dann mit Hilfe einer maschinellen Keilvorrichtung aus der Wand gelöst werden und sofort von einem Sicherungs- und Transportfahrzeug aufgenommen und über eine Fahrrampe nach übertage transportiert werden.

Beeindruckend für die Besucher, die Fahrt in die Tiefen des Fredeburger Schieferbergwerks.

Die Schieferrichten stehen vertikal mit einer Ausrichtung von 90 Grad an, was eine hohe Stabilität, aber auch eine optimale Abbaumöglichkeit bedeutet. Die qualitativ besten Schieferblöcke die so gefördert werden können, erfahren neben der Produktion zu Dachschieferplatten, Fensterbänken, Polygonalplatten und Trittstufen oberirdisch eine ganz besondere und absolut innovative Aufbereitung durch die Fachmänner von Magog, wovon auch die „Schieferspezialisten“ aus der Eifel völlig überrascht waren. Der Familienbetrieb hat eine Möglichkeit entwickelt, durch Aufbringung eines hauchdünnen Träger- und Klebematerials auf die geförderten Schieferblöcke, ein Schieferfurnier mit der Bezeichnung VENEO SLATE® Dünnschiefer herzustellen. Dieses Produkt verbindet die natürliche Steinoberfläche des Schiefers mit der Flexibilität von Furnier. Dadurch lässt sich der Naturbaustoff in hauchdünner Form aufbringen – auch auf Rundungen und gebogenen Oberflächen. Das erschließt Bauherren und Gestaltern völlig neue Möglichkeiten, so erfährt man auf der Homepage des Unternehmens.

Eine Besonderheit stellt bei Firma Magog die Produktion von „Schiefer-Furnier“ dem sogenannten VENEO SLATE® Dünnschiefer dar. Eine bisher wohl einzigartige Verwendung von Schiefer, die gänzlich neue Möglichkeiten erschließt.

Sehr angetan von dieser neuen Möglichkeit der Verwendung des Schiefers, verabschiedet sich die Eifeler Besuchergruppe von der Fa. Magog um nach kurzer Fahrt zum Mittagessen in Bad Fredeburg einzukehren. Nach dem hervorragenden Essen begibt man sich zum Nachbarort Holthausen, wo man gemeinsam ein Museum besichtigt. Den Heimweg nutzt man am Nachmittag noch für einen kurzen Besuch auf dem Kahlen Asten und am Biggesee, bevor man über die Autobahn die heimatliche Eifel ansteuert.


Die Vertreter des Schiefervereins – es fehlt auf dem Foto Kazimierz Forys – nutzen die Gelegenheit dem Wanderführer Wolfgang Klinkner auf dem „Kahlen Asten“ (841 m ü. NN) zu seiner kürzlich durchgeführten 25. Führung auf dem Schiefergrubenwanderweg zu gratulieren und eine Urkunde zu überreichen.

Fotos: Kazimierz Forys / Dieter Laux


 

Copyright © 2016. Verein zum Erhalt der Schieferbergbaugeschichte Müllenbach | All Rights Reserved.