Der Bergmann

Der Bergmann Juli 2005

Ausgabe Nr. 25
Juli 2005

Der Bergmann

Verein zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte e. V.
56761 Müllenbach Tel. 02653 / 6099 E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

www.schieferverein.de

Inhaltsverzeichnis:
1. Rückblick - Ausblick 2005 Dieter Laux
2. Gedenken an Heinz Peters Ursula Augustin
3. Erfassung und Entwicklung der Schiefergruben (1)
Dieter Laux
4. Dachschieferbrüche Dieter Laux
5. Die Gratulation auf der Colonia Karl Jäger

 

Glück Auf liebe Vereinsmitglieder!

Dieter Laux

Glück Auf liebe Vereinsmitglieder! Dieter Laux

Auch das Jahr 2005 ist geprägt von vielen Vereinsaktivitäten rund um den traditionellen Schieferbergbau, den Schiefergrubenwanderweg und der Erhaltung des Kaulenbachtales als Naturdenkmal.

2005 bedeutet aber auch 10-jähriges Bestehen des Vereins zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte. 10 Jahre, die geprägt sind von Ideen, Unternehmungen und Aktivitäten, die alle das eine Ziel haben, die Schieferbergbaugeschichte in unserer Region und das damit verbundene beschwerliche Leben unserer Vorfahren in Erinnerung zu halten.

Ein Mann muss in der Vereinshistorie ganz besonders erwähnt werden, unser Vereinsgründer und langjähriger Vorstand, Heinz Peters. Leider verstarb er im Oktober 2000 ohne seine noch weit reichenden Ideen und Vorstellungen verwirklichen zu können. Ein Studium seiner gesammelten Unterlagen und Arbeits-Tagebücher lässt erahnen, das Heinz all seine Schaffenskraft in das Sammeln von Unterlagen, die Förderung des Gemeinschaftssinns, und die Erinnerung an den traditionellen Schieferbergbau in der Region investiert hat. Seiner möchten wir ganz besonders gedenken in diesem "Jubiläumsjahr". Seine Ideen und Vorstellungen sollen die Zielrichtung der Vereinsaktivitäten weiterhin bestimmen. Ursula Augustin erinnert in dem Beitrag "Gedenken an Heinz Peters" an unseren Vereinsgründer.

Alle von Heinz Peters gesammelten Unterlagen, Dokumente und Fotos sind nach der Zustimmung seiner Ehefrau Alice Peters in den Archivbestand des Vereins übergegangen und können bei Interesse von den Mitgliedern eingesehen werden. Das Vereinsarchiv befindet sich in der Schieferlandhalle in Müllenbach.

Ich möchte Sie, verehrte Mitglieder, in bewährter Manier auch über die vergangenen und bevorstehenden Vereinsaktivitäten unterrichten. Die folgende, monatliche Aufzählung gibt Ihnen eine Übersicht aller wichtigen Ereignisse.

Januar 2005: Schon am 8. Januar begrüßen wir die ersten beiden Wandergruppen des Jahres. 32 Personen des RWE Netzbetrieb (Faid) und 25 Personen der Freiwilligen Feuerwehr Lirstal besuchen den Schiefergrubenwanderweg. Beide Gruppen werden in der Schieferlandhalle empfangen und mit einer Präsentation auf die Wanderung eingestimmt. Auch nach dieser Führung kann man von einer hervorragenden Akzeptanz des Schiefergrubenwanderweges sprechen. Beide Gruppen sind, trotz widriger Wetterverhältnisse, von der Führung begeistert.
Am 10.01. wird im SWR Fernsehprogramm zum wiederholten Male ein Beitrag über die Moselschieferstraße mit dem Titel "Höllenpforte und Glücksanfang" gesendet, der im Wesentlichen auch den Schieferbergbau im Kaulenbachtal beschreibt.

Februar: Frau Dr. Lehr, Biotopbetreuerin des Landes Rheinland-Pfalz veröffentlicht den 3. Teil ihres Sachstandsberichtes "Sanierung von Schiefermauerwerk im Kaulenbachtal". Der Sachstandsbericht erläutert die Bauabschnitte des 5. Teiles der Mauerfreistellung im Kaulenbachtal, unterstützt durch Fotos der Einzelmaßnahmen. Der Gesamtbericht befindet sich im Vereinsarchiv und kann auf Anfrage gerne eingesehen werden.
Der Vorstand schafft einen Beamer und ein Notebook an, um zukünftig die Vereinspräsentation sowie den von Klaus Pinkhaus erstellten Filmbeitrag über das Kaulenbachtal mobil vorführen zu können und hierbei nicht mehr auf Leihgeräte angewiesen zu sein. Bereits einen Tag nach der Anschaffung sind die Geräte im Vorfeld einer geführten Wanderung erstmals im Einsatz.
Anlässlich einer Führung des CDU Ortsverbandes Koblenz am 27.02. mit 72 Teilnehmern, tritt erstmals das "Kaulenmännchen" in Erscheinung. Eines unserer Vereinsmitglieder (möchte anonym bleiben) hat sich angeboten, bei Gelegenheit als Kaulenmännchen aufzutreten. Die Wandergruppe ist begeistert von dem plötzlichen Erscheinen des sagenumwobenen Berg-Kobolds. Erstmalig berichtete auch der aus Müllenbach stammende "Weltmeister der Feuerwerker" Helmut Reuter, über die Verknüpfung seiner Firmengeschichte mit dem Schieferbergbau im Kaulenbachtal. Auch dieser Beitrag findet kräftigen Applaus der Besucher.

März: Der Vereinsvorstand muss erkennen, dass die Etablierung einer ständigen Ausstellung Schieferbergbau in der viel genutzten Schieferlandhalle als nicht zweckmäßig erscheint. Das Haus bietet zwar einen hervorragenden Ausgangspunkt für geführte Wanderungen mit vorheriger Präsentation, dessen Nutzung jedoch wird durch die große Anzahl von Festlichkeiten erheblich beeinträchtigt. Auf einer Vorstandssitzung wird beschlossen, sich nach einem neuen Gebäude für eine ständige und umfangreichere Ausstellung umzusehen. Auch der Neubau eines kulturorientierten Schiefer-Informationscenters wird in Betracht gezogen sollten sich keine geeigneten Räumlichkeiten finden lassen.

April: Die von der Fa. Schüller, Laubach, gespendete Schieferlore, die mittlerweile auch renoviert und wie gewünscht in Farbe der Fa. Ratscheck lackiert wurde, wird an den Verein ausgeliefert. Wir danken der Fa. Schüller sowie der Fa. Rathscheck für dieses Geschenk.
Franz Schmitz und Wolfgang Fröschen stellen in Eigeninitiative eine dritte Ruhebank im Bereich Kaulenpfädchen/Bähnchen auf. Vielen Dank für dieses hervorragende Engagement.

Vertreter der Gemeinde Lütz informieren sich bei einem Besuch über die Aktivitäten des Vereins und den Schiefergrubenwanderweg. Hintergrund ist die Aufarbeitung der eigenen Schieferbergbaugeschichte in Lütz. Man möchte sich bei uns einige Anregungen hierzu holen.
Ende des Monats führt Wolfgang Fröschen die Museumsführer des Deutschen Schieferbergwerks, Mayen, über den Schiefergrubenwanderweg. Die Gäste sind begeistert von Flora und Fauna sowie den Resten des Schieferbergbaus im Kaulenbachtal. Sie werden bei ihren Führungen im Schieferbergwerk über die Wandermöglichkeiten auf dem Schiefergrubenwanderweg berichten. Die Rhein-Zeitung berichtet über den Besuch und titelt: "Zwei Eifel-Attraktionen ergänzen sich" "Sachkundiger Besuch aus Mayen war begeistert vom Schiefergrubenwanderweg und Landschaft."

Mai: Gernot Beicht (Fa. Advert Design, Neuhof) erhält durch den Vorstand den Auftrag eine professionelle Homepage (www.schieferverein.de) für den Verein zu erstellen.
Forderung des Vorstandes ist, dass die HP in einem sogen. "Content Management System" erstellt wird, welches es ermöglicht, die Seite durch Vereinsmitglieder selbst zu befüllen.
Die Suche nach geeigneten Ausstellungsräumen für die ständige Ausstellung Schieferbergbau geht weiter.
Aufstellung und Befüllung der Schieferlore (Spende Fa. Schüller u. Rathscheck) vor dem Julius-Stollen im Bereich der Grube Colonia.

 

Juni: Wolfgang Fröschen und Franz Schmitz, erstellen, wieder in Eigeninitiative, im Bereich der Sitzgruppen Juliusstollen und Herrenwiese 3 selbst angefertigte Tische, die nun den Wanderern für eine Rast zur Verfügung stehen.

Weitere Termine und Planungen für das Jahr 2005.

Juli: Kinder der Dorfakademie Hambuch schlagen ihre Zelte für einen Tag am Rande des Naturschutzgebietes Kaulenbachtal (Klosterheide) auf. Sie möchten den Schiefergrubenwanderweg erkunden und am Abend des 16.07. auf der Escherkaul das von ihnen einstudierte Theaterstück "Das Kaulenmännchen" vorführen

August: 25.08. Aktion ("Suche nach dem Schatz des Kaulenmännchens") im Rahmen des Ferienprogramms der Ortsgemeinde Müllenbach. Teilnehmen können auch Kinder aus Laubach und Leienkaul.

Oktober: Samstag den 15.10. Große Freischneide- und Reinigungsaktion des Vereins in Zusammenarbeit mit BioData und GNOR im Kaulenbachtal. Wir hoffen auf große Unterstützung durch unsere Mitglieder.
Donnerstag den 27.10. Naturpflege- und Aufräumaktion durch die Soldaten des Jagdbombergeschwader 33, im Rahmen des Geschwader-Umwelttages im Kaulenbachtal. Auch hier benötigen wir einige Helfer zur Unterstützung und Anleitung der Soldaten. Bei beiden Aktionen versteht sich, dass ein gutes Mittagessen und erfrischende Getränke inbegriffen sind.

Dezember: 4. Dezember in der Schieferlandhalle Müllenbach. Barbarafest (öffentlich) zum 10-jährigen Bestehen des Vereins, mit Ausstellung, Mitglieder-Ehrung, Präsentationen, Musik, Kaffee und Kuchen. Die Planungen hierzu laufen. Ideen und Vorschläge der Mitglieder werden gerne entgegen genommen.

Ganzjährig: Diverse Führungen auf dem Schiefergrubenwanderweg. Die Nachfrage nach unserem Themenwanderweg wird immer größer. Wir rechnen damit, dass noch in diesem Jahr die Gesamtzahl von 4.000 geführten Besuchern überschritten wird.

Mit den besten Grüßen an unsere Mitglieder.

Dieter Laux

Das "Kaulenmännchen" (im Vordergrund) bei der Eltern-Kind-Wanderung des
1. Schuljahres (Grundschule Laubach-Müllenbach) am 09.07.2005

Es ist mit Kartoffel-säcken und Efeu gekleidet.

 

 

 

 

 

 


Gedenken an Heinz Peters

Ursula Augustin


Vereinsgründer Heinz Peters

10 Jahre besteht seit dem 11. Mai 2005 der Verein zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte e.V. Ohne Heinz Peters gäbe es den Verein vielleicht gar nicht, ja ohne sein Engagement läge das Schieferbergbaugebiet im Kaulenbachtal im wahrsten Sinne des Wortes "am Rande", wäre seine Bedeutung den meisten Menschen in unseren "Schieferdörfern" gar nicht bewusst.
Die Initiativen und die unermüdliche Arbeit von Heinz Peters haben die prägende Rolle des Schieferbergbaus für die Orte der Umgebung, vor allem Müllenbach, Laubach und Leienkaul hervorgehoben. Sein früher Tod im Oktober 2000 war ein großer Verlust für den Verein, in fachlicher wie auch in menschlicher Hinsicht.
Die Geschichte des Schieferbergbaus im Kaulenbachtal hat ihn schon immer interessiert. Er stellte Forschungen an und legte ein umfangreiches Archiv von Dokumenten und Gegenständen an. Als er von 1974 bis 1989 Ortsbürgermeister in Müllenbach war, tat er viel für die Infrastruktur und Verschönerung seines Heimatdorfes. Den Schieferbergbau betrachtete er als Teil der Ortsgeschichte. Im damaligen Bürgerhaus, der "Alten Schule", errichtete er eine Dokumentation über den Schieferbergbau, die seit 1986 öffentlich zugänglich war. Texte, Fotos, Pläne und Werkzeug gaben anschaulich Zeugnis von der Geschichte und den Menschen, für die der Schieferbergbau die Haupterwerbsquelle war.

Ein Teil des Kaulenbachtales stand inzwischen unter Naturschutz und wurde 1993 unter Denkmalschutz gestellt. Umso mehr läuteten die Alarmglocken, als Ende 1994 eine Firma, die die Nutzungsrechte besaß, verlauten ließ, dass sie die Abraumhalden abtragen wolle. Heinz Peters versuchte alle Möglichkeiten, die Schieferhalden, die seit der Stilllegung der Grube Mariaschacht 1959 ein unverwechselbares Landschaftsbild geformt hatten, zu retten. Er lud Politiker ein, die beeindruckende Haldenlandschaft zu besichtigen. Die waren bis dahin ahnungslos, was sie hier an geschichtlichem und naturkundlichem Reichtum vorfanden und sehr beeindruckt.
Unterschriftsaktionen, Resolutionen und Protestveranstaltungen sollten die Forderung nach Rettung der Schieferhalden als Dokumente der Geschichte und als Heimstatt seltener Flora und Fauna bestärken. Einige Einwohner von Müllenbach, Laubach, Leienkaul und sogar Kaisersesch taten sich mit Heinz Peters zusammen, um ihn zu unterstützen und gemeinsam die gleichen Interessen zu verfolgen. So wurde der Verein zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte e.V. gegründet mit Heinz Peters als Vorsitzendem. Was keiner zu hoffen gewagt hatte, trat ein: Die Firma verzichtete auf den Abbau.
Damit war der Weg frei für eine Reihe fruchtbarer Aktivitäten. Es gelang Heinz Peters und dem Verein, die rheinland-pfälzische Stiftung Natur und Umwelt zum Kauf des Grubengeländes zu bewegen, womit der Beginn einer Kultur- und Naturarbeit markiert wurde, die sich die Erhaltung des Gebietes und die Dokumentation der Geschichte zum Ziel gesetzt hatte.
Heinz Peters entwickelte unermüdlich neue Ideen. Der Schiefergrubenwanderweg, ursprünglich vom Männergesangverein Müllenbach angelegt, wurde ausgebaut. Informationstafeln zum Schieferbergbau luden ein zu einem anregenden Ausflug in die Vergangenheit. Seit der Eröffnung am 2. August 1997 sind die geführten Wanderungen beliebt und finden immer mehr Besucher. Auch das Fernsehen fand lohnende Objekte.
Im September 1997 gab Heinz Peters das erste Infoblatt für die Vereinsmitglieder heraus. Es erschien vierteljährlich und wurde zu einer richtigen Zeitschrift. Mit der 4. Ausgabe im Januar 1999 bekam es den Titel "Der Bergmann". Heinz Peters sorgte dafür, dass der Verein und sein Anliegen bekannt wurden. Er hat erheblichen Anteil daran, dass der Schieferbergbau ins touristische Konzept der Region aufgenommen wurde. Den Plan für ein Bergbau-Infocenter und einen Besucherstollen konnte er nicht mehr verwirklichen.
Es ist dem Vorstand des Vereins zur Erhaltung der Schieferbergbaugeschichte eine Verpflichtung und ein Anliegen, die Arbeit im Sinne von Heinz Peters fortzusetzen und seinen kreativen Visionen ein wenig näher zu kommen. Damit die Erinnerung an die Geschichte unserer Vorfahren lebendig bleibt.


Erfassung und Entwicklung der Schiefergruben im Bereich Müllenbach-Laubach-Leienkaul (1)

Dieter Laux


Für den Bereich Müllenbach, Laubach berichtet erstmals am 19.06.1791 der kurtrierische Berginspektor Jacobi über die Lage und Beschaffenheit der Schiefergruben. Er nennt hierbei 6 Gruben und beschreibt ihre Lage auf einer Kartenskizze.
Diese sind:
Im Müllenbachtal: Gilleskaul (Westhang), Kaipskaul (Osthang).

Im Kaulenbachtal: Obere Stephanskaul, untere Stephanskaul, Kollmannipfr.- Kaul (ehemals Wirthipfr.- Kaul) (Osthang), Stollenkaul (Westhang).

Nach der Kartenskizze des kurtrierischen Berginspektors Jacobi, 1791. Die beiden Orte sind zur besseren Lageerkennung eingetragen. Die Ortschaft Leienkaul gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Auch für die Zeit der französischen Besatzung gibt es Mitteilungen über den Schieferbergbau im Kaulenbachtal. Der Bergingenieur Camelet meldet im ersten Halbjahr 1809 an die französische Regierung (siehe auch nächsten Beitrag), nachdem er die Schieferbergbaubetriebe im linksrheinischen Gebiet bereist hatte:

"Im Kanton Kaisersesch - anderthalb Stunden von dem Dorfe dieses Namens - auf dem Gebiet von Mühlenbach werden seit 100 Jahren sieben bis acht Schieferbrüche auf beiden Seiten des Kaulenbacher Thales bearbeitet. Der vornehmste ist unter dem Namen "Gillesgrube" bekannt,……."

Aus der gleichen Quelle erfahren wir, dass zur Zeit der französischen Herrschaft die Gewinnung unterirdisch (Gruben) stattfand, während noch vorhandene offene Brüche erkennen lassen, dass vorher im Tagebau abgebaut wurde.

Nach der französischen Besatzungszeit 1794 - 1814 musste sich die preußische Herrschaft mit den Verhältnissen im Bergbau des neu erworbenen Linksrheingebietes vertraut machen. Auch die Bergbehörden machten sich zunächst mit ihrem neuen Verwaltungsbereich bekannt, ehe sie 1821 mit der regelmäßigen Überwachung der Schiefergruben begannen. Im Mai 1817 reiste der Berginspektor Zintgraff nach Müllenbach und Laubach und besichtigte die Gruben. Im Juni 1819 inspizierte der Dürener Bergmeister Grund die Schiefergruben und verfasste einen ausführlichen Bericht. Nach dieser "Aufnahme vorhandener Abbaue" in unserem Bereich musste jede weitere Veränderung und Neuanlage einer Grube den Bergämtern mitgeteilt werden und stand fortan unter deren Aufsicht. Aus den vorliegenden Bergamtsunterlagen konnte Dr. Christoph Bartels in seinem Buch "Schieferdörfer" die folgende alphabetische Auflistung erfassen.

(Da die Gesamtaufzählung zu umfangreich ist (98 genannte Gruben), werden wir diesen Artikel in Fortsetzung innerhalb der folgenden "Bergmänner" präsentieren.)

Adam
Privatgrund bei Müllenbach; 1892 erstmals erwähnt (stilliegend); 1903-1913 Nebenerwerbsgrund des J. Peters und Genossen.
(Quelle: Bergarchiv Koblenz B V/1a)

Altescherkaul
(= Krapp I, Kollmann I, ab 1887 bergamtlich als Höllenpforte II geführt) Privatgrund am Osthang des Kaulenbachtales. Besitzer: Gebrüder Kollmann / Nachfahren. 1789 an die Gebrüder Kollmann verlehnt; 1817 ist M. Schneider senior erstmals als Pächter nachweisbar; 1829 Erbpachtvertrag zwischen den Gebr. Kollmann und M. Schneider junior, J. Bohr und J. Gilles auf 99 Jahre, der auch Glücksanfang und Höllenpforte betrifft. 1830 Unterverpachtung der Grube an die Gebrüder Schmitz; 1887 Neuordnung der Verträge zwischen den Erben der Erstpächter und der Unterpächter. 1895 geht die Grube mit der Gründung einer Grundbesitzer- und Grubenbetreibergesellschaft als Abgeltung alter Gewinnungsrechte an die Erben Schmitz.
Betriebsperioden: 1790-1817 saisonaler Betrieb, Einzelheiten unbekannt. 1817 - 1828 unregelmäßiger Betrieb als Kleingrube. 1830-1833 Ausbau, Betrieb mit durchschnittlich 15, zeitweilig bis 30 Mann bis zum Jahr 1850. 1851-1887 liegt die Grube still. 1887 Wiederaufnahme des Betriebes, bis 1905 Durchschnittsbelegung 20 Mann, dann bis 1914 etwa 15 Mann, später Kleingrube mit 6-8 Arbeitern. 1921-1926 steigt die Belegung auf 10-17 Mann, dann wieder Kleingrube. 1936 wird die Grube endgültig eingestellt.
(Quelle: Staatsarchiv Koblenz, 1 C 4474; Bergamt Düren, 524 a, b, c, f, h und Bergamt Düren 119 - 121; Bergamt Koblenz B V/1a, b, /2, / 5, / 65)

Alter Fritz
Privatgrund bei Laubach; 1892 erstmalig erwähnt. Nebenerwerbsgrube der J.K. Stoll und des M. Schmitz bis 1893.
(Quelle: Bergarchiv Koblenz B V/1 a)

Armetey
Privatgrund im Sesterbach. Besitzer ab 1822 Schunk; fördernd bis 1824
(Quelle: Bergamt Düren, 524a)

Auguste
Privatgrund bei Laubach; Versuchsstollen des Jos. Lehnen, 1899.
(Quelle: Bergamt Koblenz, B V/1 a)

Barbara
Privatgrund bei Laubach; Besitzer Firma Schunk; 1892 erstmals erfassbar. Der Name wurde der Grube vermutlich bei der Wiederaufnahme einer nicht identifizierbaren alten Grube neu beigelegt.
Etwa 1890 bis 1901 Betrieb mit 8-10 Arbeitern; 1902-1922 liegt die Grube still, 1922- 1926 mit 30-35 Arbeitern nach Erwerb durch die Firma Rathschek Söhne / Mayen betrieben, dann wegen Geologischer Probleme eingestellt.
(Quelle: Bergamt Koblenz; B V/1 a, b, /117)

Blumenkörbchen
Privatgrund im Sesterbach; Besitzer Firma Schunk; 1846 neu angelegt. Erste Betriebsperiode 1846-1851 mit 10-12 Mann. Später Nebenerwerbsgrube (bis 1896).
(Quelle: Bergamt Düren; 524 f, h; Bergamt Koblenz, B V/1 a)

Brücksgrube I, II und III
Privatgrund am Osthang des Kaulenbachtales im Bereich des Grubenfeldes Oligskaul. Grundbesitzer je zur Hälfte G.W. Brück und Firma Schunk.
Brücksgrube I 1831 angelegt und bis 1842 mit 8-10 Mann betrieben. Zweite Betriebsphase im Zusammenhang mit Brücksgrube II und III 1855-1896. Brücksgrube II 1840 angelegt, 1846-1851 ruht der Betrieb, erneut bis 1860 betrieben, dann bergamtlich eingestellt; Belegung 8-10 Mann.
Brücksgrube III 1843 angelegt, Betrieb als Kleingrube bis 1861 dokumentiert, für 1862-1892 keine Unterlagen. 1893/94 erfolgloser Versuch zur Wiederaufnahme. 1899 gehen die Gruben in der Großgrube Mariaschacht auf.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 c, f, h; Bergamt Koblenz B V/1 a, /2, /5)

St. Catharina
Gemeindegrund von Müllenbach; 1892 als stilliegend erwähnt, über den Betrieb sind keine Unterlagen erhalten. 1900 pachtet M.J. Helff das Feld, es wird der Grube Colonia zugeschlagen.
(Quelle: Bergamt Koblenz B V/1 a)

Claragrube
Privatgrund bei Laubach; 1823 und 1825 als Kleinstgrube erwähnt.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 a, b)

Colonia
Gemeindegrund von Müllenbach am Westhang des Kaulenbachtales. 1853 durch Zusammenlegung der Gruben Neue Hoffnung, Sardinsgrube, Lambertsgrube, Vereinigte Regniersgruben, Valeriusgrube und Wiesengrube gebildet.
Pächter: M.J. Helff, Köln, und Firma Zervas, Köln; 1854 übernimmt Helff die Grube allein. 1853 bis 1893 mit einer Belegschaft von 35-45 Mann betrieben. 1897/98 Schachtabteufung, Ausrüstung der Grube mit einer Dampfmaschine. Ab 1898 mit der Grube Mosella (auf halber Höhe zwischen Colonia und Herrenwiese gelegen) vereinigt. Bis 1906 mit 80-90 Arbeitern betrieben, bis 1912 steigt die Arbeiterzahl auf 125. 1915-1920 unter 50 Mann Belegung, dann erneute Ausweitung des Betriebes, 1927 sind 130 Arbeiter beschäftigt. 1929-1934 ruht der Betrieb. 1935 - 1937 Wiederaufnahme der Förderung mit 60 - 70 Mann.
Ende 1937 geht die Grube an die Moselschiefer Glück Auf GmbH der Gebrüder Rother, Frankfurt/Main. 1938 endgültige Stilllegung.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 f, h; Bergamt Koblenz, B V/1 a, b, /14; )

Dachschieferwerk (Müllenbacher)
Privatgrund am Osthang des Kaulenbachtales; vornehmlich Grundbesitz der Gebrüder Kollmann und Familie Arentz. 1897 durch Zusammenlegung von Höllenpforte, Glücksanfang und Tieferglücksanfang entstanden. Betreiberfirma Müllenbacher Dachschieferwerk GmbH P. Schmitz und Genossen, Hauptbeteiligung der Firma Schunk evtl. schon bei Gründung an Gebrüder Rother in Frankfurt/Main verkauft, ab 1906 ist die Firma Rother Hauptgesellschafter.
1897 - 1898 Schachtabteufung, Aufstellung einer Dampfmaschine, Belegung etwa 75-85 Mann. 1900-1914 größte Grube bei Müllenbach und Laubach, zirka 120 Arbeiter. 1916/17 eingestellt, am Jahresende 1918 wiedereröffnet, 1919-1923 etwa 70-100 Beschäftigte. 1924/25 Rückgang der Arbeiterzahl auf 70-80 Mann, 1926 etwa 100 Mann Belegung. 1927 mit Mariaschacht zusammengelegt.
(Quelle: Bergamt Koblenz, B V/1 a, b, /5; Vorläufergruben siehe dort, weitere Entwicklung siehe Mariaschacht)

Endertberg
Privatgrund bei Müllenbach; Versuchsstollen des Johann Irmen 1938/39.
(Quelle: Bergamt Koblenz, B V/1 a)

Ennersberg
Privatgrund bei Laubach; Versuchsstollen des J. Holländer 1823.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 a)

Escher- und Keupskaul
Privatgrund bei Laubach, am Osthang des Kaulenbachtales, Besitzer bis 1858 Firma Paffrath, Köln, dann Firma Fromm, Köln. 1817 ist die Grube erstmals nachweisbar, bis 1825 wird sie nicht betrieben. 1826 bis 1843 mit 5-6 Mann belegt, 1828/29 steigt die Belegschaftszahl kurzfristig auf bis zu 15 Mann. 1844-1858 liegt die Grube still. 1859-1861 als Kleingrube durch die Firma Fromm zeitweilig betrieben.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 a, b, c, f, h)

Falkenlay
Privatgrund bei Müllenbach, Versuchsstollen der Gebrüder Krämer 1902.
(Quelle: Bergamt Koblenz, B V/1 a)

Freundschaft
Privatgrund bei Müllenbach; Versuchsstollen des J. Engel 1938/39.
(Quelle: Bergamt Koblenz, B V/1a)

Gandesloch
Privatland am Osthang des Kaulenbachtales bei Laubach; 1855, 1856/57 und 1861 Schürfarbeiten an einem alten Stollen. Vermutlich Grundbesitz der Gebrüder Kollmann. 1907 wird die Grube als Besitz der Gebrüder Rother in Frankfurt/Main geführt, Untersuchungsarbeiten. Vermutlich eine sehr alte Grube, die irgendwann vor 1790 ausgebeutet wurde.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 h; Bergamt Koblenz, B V/1 a)

Gertrude
Privatland bei Laubach; 1892 als stilliegend erwähnt, keine weiteren Unterlagen.
(Quelle: Bergamt Koblenz, B V/1 a)

Gewonnenberg
Privatland im Sesterbach; Besitzer Gebrüder Schunk. 1822/23 unregelmäßiger Betrieb, danach stilliegend. Vermutlich eine alte, Anfang des 19. Jahrhunderts schon ausgebeutete Grube.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 a)

Gilleskaul
Gemeindeland bei Müllenbach am Westhang des Müllenbachtales, um 1785 an T.J. Paffrath verlehnt. Betreiber 1791 Carl Rido als Pächter. 1809 als bedeutendste Grube bei Müllenbach erwähnt. 1817 stilliegend; 1895 erfolglose Versuchsarbeiten.
(Quelle: Staatsarchiv Koblenz, 1. C 4474; Calmelet, Memoire; Bergamt Koblenz, B V/1 a)

Glasen und Allarts Grube
Privatland bei Laubach; Versuchsstollen von R. Glasen und H. und N. Allart, 1825.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 b)

Glücksanfang
(= Krapp III, Kollmann III) Privatland am Osthang des Kaulenbachtales. Vermutlich um 1780 an die Gebrüder Kollmann verlehnt. 1822 pachtete M. Schneider senior die Grube zusätzlich zu Altescherkaul und Höllenpforte. 1829 übernehmen M. Schneider junior, J. Bohr und J. Gilles die Grube auf 99 Jahre in Erbpacht. 1830 Unterverpachtung an M. Schmitz.
1822/23 unregelmäßiger Betrieb, dann liegt die Grube bis 1835 still. 1836 - 1855 Förderung mit 8 bis 10 Mann. 1855 wird die Grube mit Unterescherkaul zusammengefasst, Belegung nun etwa 10 bis 12 Mann. Bis wann die Grube förderte, ist nicht bekannt, 1862 brechen die Unterlagen ab. 1892 liegt die Grube still. 1895 wird sie dem Müllenbacher Dachschieferbergwerk zugeschlagen.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 a, b, c, f, h; Bergamt Koblenz B V/1 a, b)

Goldschmidts
Privatland bei Müllenbach; Versuchsstollen des J. M. Goldschmidt 1825.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 b)

Göttenkäulchen
Bei Müllenbach, Besitzer unbekannt; 1857 und 1892 als stilliegend erwähnt.
(Quelle: Bergamt Düren, 524 h; Bergamt Koblenz, B V/1 a)

Gorgesgrube I und II
Privatland im Sesterbach. Die Gruben wurden wohl zwischen 1862 und 1891 in Betrieb genommen, Unterlagen aus dieser Zeit fehlen. 1892 sind sie nicht in Betrieb. 1894 - 1899 Betrieb als Nebenerwerbsgrube durch die Familie Gorges.
(Quelle: Bergamt Koblenz, B V/1 a)


Quellen: Dr. Christoph Bartels ,"Schieferdörfer"
Beschreibung der Grube Colonia durch Grubenbesitzer Helff um 1925
Bergamtsunterlagen der Bergämter Düren und Koblenz (nähere Angaben siehe
Einzelauflistung)


"Dachschieferbrüche (Layenkaule) - statistische Beschreibung der mineralischen Reichtümer des Departements von Rhein und Mosel"

Dieter Laux

Der französische Bergbau-Ingenieur Camelet berichtet 1808 über die Bodenschätze innerhalb der eroberten Gebiete. Ein Auszug aus seinem Bericht vermerkt die Schieferbrüche in unserer Region. Neben den Beschreibungen der Arbeitsweisen und der Umstände der Gewinnung findet man hier auch Informationen über die qualitativen Unterschiede zwischen den geförderten Dachsteinen. Eine Informationsquelle, die uns den Schieferbergbau vor und während der französischen Besatzungszeit etwas näher bringt.

Die Schieferbrüche sind im Rhein und Moseldepartement sehr zahlreich; man könnte sagen, das ganze Land ruhe auf ungeheuren Strecken von schiefersteinigem Tonschiefer, welcher an mehreren Orten alle Eigenschaften eines Schiefersteines besitzt.

Schon dadurch, dass die Beete von Tonschiefer, woraus die Felsen bestehen, alle ein falsches Ansehen von Schieferstein haben, wird es sehr interessant, die wahren Eigenschaften davon zu erkennen.

Die vornehmste Eigenschaft eines Schiefergesteins besteht darin, dass er sich leicht in dünne und gerade Blätter trennen lässt (welches aber nicht mehr geschieht, wenn er schon lange gebrochen ist, wovon wahrscheinlich die Ursache in Art und Verhärtung liegt). Er muß ferner dicht genug sein, um kein Wasser einzusaugen, sonst würde er schnell durch die Einwirkung des Wassers und des Frostes zugrunde gehen. Man überzeugte sich von dieser Eigenschaft des Schiefersteins dadurch, dass man ihn eine Zeit lang ins Wasser legt und beim Herausnehmen keine merkbare Zunahme des Gewichts wahrnimmt. Endlich muß er helltönend und im Querbruch zähe sein und keine ungleichartige oder fremde Körper enthalten.

Alle Schieferbrüche, welche in diesem Departement bearbeitet werden, liegen in dem Bezirk von Koblenz und Simmern, das heißt, in den schieferigsten Gebirgen des Hunsrücken, welche die ganze Strecke zwischen dem Rhein und der Mosel einnehmen, und sich auf dem linken Ufer der letzteren bis zu den zahlreichen vulkanischen Berghügeln von Mayen und Andernach und noch weiter erstrecken, ohne jedoch beträchtliche Schieferbrüche mehr zu zeigen. Keiner von allen ist an und für sich sehr bedeutend und beschäftigt nur wenige Arbeiter. Es sind, wenn ich mich des Ausdrucks bedienen darf, nur kleine Familien- oder Gemeindebrüche, deren Arbeiten nichts merkwürdiges liefern und öfters alle Jahre Veränderungen erleiden. Auch nur im allgemeinen verdienen diese Schieferbrüche Aufmerksamkeit; und man kann ihre Bearbeitung nicht genug anempfehlen, da sie uns ein Produkt liefern, welches großen Vorzug vor den Dachziegeln hat, deren Verfertigung Brennmaterialien erheischt, und da sie uns jene Strohdächer ersetzen, die nur zu oft die Ursache von großen Unglücken waren.

Ich werde mich darauf beschränken, die Namen derjenigen Orte anzugeben, wo die Schieferbrüche liegen, und mit den berühmtesten davon den Anfang machen.

1. Im Kanton Kaisersesch - anderthalb Stunden von dem Dorfe dieses Namens - auf dem Gebiet von Mühlenbach werden seit 100 Jahren sieben bis acht Schieferbrüche auf beiden Seiten des Kaulenbacher Thales bearbeitet. Der vornehmste ist unter dem Namen "Gillesgrube" bekannt, besteht aus einem niedrigen Gange und einem vertikalen Eingang von 40 m Tiefe. Man bricht allda Steine von großem Maße, allein er wird nur im Winter bearbeitet. Das Reiß Schieferstein, welches ein Haufen von 2 Meter 33 Centimeter oder 7 Schuhe in die Höhe beträgt, wird um 4 Franken 20 Centimen und 8 Franken 15 Centimen - nach verschiedenen Güten - verkauft.

2. In demselben Kanton, eine Viertelstunde von der vorigen entfernt, existieren noch drei Schieferbrüche an dem Sesterbach und zwei andere an dem Grabenbach. Mehrere von diesen Brüchen wurden während des Krieges nicht bearbeitet. Jetzt beschäftigt man sich wieder damit. Die meisten Schiefer werden zu Wasser nach Cöln geführt; im Lande selbst werden nur wenige davon verbraucht, wo durch einen ebenso sonderbaren als tollen Eigensinn die Häuser mit Stroh bedeckt werden.

3. In der Mairie Polch existieren drei Schieferbrüche, wovon zwei an der Nette auf dem Gebiet der Gemeinde Trimbs liegen und der dritte in der Gemeinde Polch, letzterer aber wegen seiner geringen Ausbeute nicht mehr bearbeitet wird.

4. In der Mairie Mertloch und Gondorf findet man mehrere Schieferbrüche. Sie haben mit den vorigen fast gleiche Qualität, und liegen am nördlichen Ufer der Mosel.

5. Im Kanton Trarbach existieren viele Schieferbrüche, und zwar: 4 zu Irmenach, 8 zu Enkirch, 1 zu Traben, 14 zu Beuren, alle aber auf beiden Seiten einer engen tiefen Bergschlucht liegen, und nur im Winter bearbeitet werden. Das Reiß Steine kostet allda 3 Franken 27 bis 4 Franken 36 Centimen. Dies Land gehörte ehedem dem Herzog von Zweibrücken, und hatte 2 Inspektoren der Schieferbrüche, die Vögte von Irmenach und Trarbach. Man findet in dem selben Kanton drei Schieferbrüche von Altlayen, wovon 2 sehr alt sind und nicht mehr gebrochen werden.

Quelle: Schieferbergbau während der französischen Besatzung in der Rheinlande (1794 bis 1814). Übersicht über die Bodenschätze im Okkupationsgebiet. Detaillierte Angaben des französischen Ingenieurs Camelet vom 2. November 1808. Auszug aus der Veröffentlichung.

Auszug aus dem Urkataster von Laubach (1831/32):

Die ersten Häuser und Betriebsgebäude in Leienkaul sind als schwarze Punkte erkennbar (Kaulenbach und Hohmark)

Foto: Rolf Peters

 

 

 

 

 

 

 

Die Gratulation auf der Colonia

Anekdote von Karl Jäger

In den Eifeldörfern unserer Heimat hat fast jeder eingeborene Einwohner außer seinem amtlichen Familiennamen einen Dorfnamen. Dieser Rufname hat seine Ableitung z. B. aus dem Beruf oder der Tätigkeit der früheren Vorfahren, der Herkunft oder der Abstammung. Manchmal hat der Rufname aber auch einen humorigen oder spöttischen Hintergrund, der seinen Ursprung in der Eigenart der betreffenden Person hat.

So arbeitete viele Jahre vor dem letzten Weltkrieg auf der Grube "Colonia" ein Mann aus Laubach. Er war ungewöhnlich groß, dafür aber auch sehr dünn. Man nannte ihn "de Lang Fett".

In der Spalterbude der Grube arbeitete zur gleichen Zeit ein Mann aus Müllenbach. Er war von mittlerem bis kleinem Wuchs und dabei doch sehr mager. Sein Dorfname war eigentlich "Seijmpjes Mättes." In Ableitung dieses Dorfnamens nannte man ihn aber "Seijmpes Fett."

Es trug sich zu am "Fetten Donnerstag." Das ist der Donnerstag vor Fastnacht, heute besser bekannt als Weiberfastnacht oder Möhnentag. In der damaligen armen Zeit mit den strengen kirchlichen Fastenvorschriften wurde der Tag allgemein als "Fetter Donnerstag" bezeichnet, vermutlich deshalb, weil man an diesem Tag letztmalig vor der langen Fastenzeit sich nochmals gut satt und "fett" essen durfte. Der darauf folgende Freitag war wieder ein strenger fleischloser Fastentag.

Am besagten "Fetten Donnerstag" kam also der "Lang Fett" zu dem "Seijmpjes Fett" in die Spalterbude, streckte ihm die Hand entgegen und sagte grinsend: " Dou hass doch hout Nommensdach. Ech gratulären dech janz herzlech zo deinem Nommensdach" (Du hast doch heute Namenstag. Ich gratuliere Dir ganz herzlich zu deinem Namenstag). Die Arbeitskollegen ringsum schauten die beiden zunächst verständnislos an, dann aber begriffen sie und prusteten laut los vor lachen.

Der "Seijmpjes Fett" war im ersten Moment sprachlos. Sein Gesicht färbte sich puterrot. Dann aber sprang er auf, drohte mit seinem Hammer und schrie zornentbrannt: "Mach das de rous kiss, soss haste dä Leiehommer em Kräiz" (Mach das du rauskommst, sonst hast du den Leienhammer im Kreuz), worauf sich der "Lang Fett" eiligst entfernte.

Schieferbrecher im Kaulenbachtal

Vielleicht sind der "Seijmpjes Fett" und der "Lang Fett" auch dabei?

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