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Die Meister des Feuers und des Lichts

Die Meister des Feuers und des Lichts

Die Geschichte der Firma Steffes-Ollig aus Müllenbach begann vor etwa 140 Jahren. Die nahe gelegenen Schiefergruben benötigten zum Abbau der Schiefervorkommen sehr viel Sprengstoff. Die Firma Steffes-Ollig spezialisierte sich im Bereich Sprengstoffe und nahm auch die Sprengungen vielfach selbst in die fachmännische Hand. Über lange Zeit war der Handel mit diesen Explosivstoffen der Haupterwerbszweig der Firma. Erst später, nach dem Krieg, kam dann die Sparte Feuerwerke hinzu. Man kann es als Durchbruch bezeichnen, als Josef Steffes-Ollig 1950 den Auftrag bekam, das Feuerwerk zum Winzerfest in Cochem zu gestalten. Eigentlich sollte in diesem Jahr ein Unternehmen außerhalb des Kreises Cochem-Zell den Auftrag zum Cochemer Feuerwerk erhalten. Doch da es Verhandlungsverzögerungen gab, schlug Stadtbaumeister Schreiber die Müllenbacher Firma vor. „Zu der Zeit kannte uns in Cochem noch kein Mensch" erinnerte sich Helmut Reuter sen. bei einem Interview mit der Rhein-Zeitung. Er hatte als 23- jähriger, frisch gebackener Schwiegersohn des Firmeninhabers Josef Steffes-Ollig den Ehrgeiz das zu ändern. Er versprach dem damaligen Cochemer Stadtbürgermeister Hillebrand, keinen Pfennig Honorar zu berechnen, wenn das Feuerwerk nicht wie versprochen gelingen würde.

Die Rhein-Zeitung damals: "Nicht nur in der Stadt soll ein Feuerwerk abbrennen, wie es bis dahin noch nicht da war, sondern diesmal sollen alle Höhen bis zur Winneburg in ein strahlendes, buntes Nachtlicht getaucht werden. Die Gäste und nicht zuletzt die Cochemer werden, so ist beabsichtigt, das Winzerfest 1950 nicht mehr vergessen."

Nach der Veranstaltung, die als absolut gelungenes Debüt bezeichnet werden kann, schrieb die Rhein-Zeitung: "Von der Burg löste sich ein wahrer Feuerzauber an Raketen, Leuchtkugeln und vielen anderen Finessen, die Konturen der Bauwerke, die ewigen Kulissen der Horizonte und die romantischen Giebel der Häuser in ein Licht setzend, das wie eine Erscheinung aus dem "1000 und eine Nacht" anmutete."

Mit diesem, für ihn ersten, größeren Raketenschauspiel überzeugte der junge Feuerwerker nicht nur die Stadt Cochem und ihre Besucher, sondern auch seinen Schwiegervater, der dem Junior fortan freie Hand ließ, seine sprühenden Ideen in die Luft zu sprengen. Diese freie Hand konnte er gebrauchen, die Nachfrage nach seinen Feuerwerken wurde grösser und grösser. Sogar aus dem fernen Orient wurde er speziell gebucht um auch hier Feste und Feiern reicher Scheichs und Könige mit seinen Feuerwerken zu einmaligen Ereignissen werden zu lassen. Er hat luxuriöse Paraden und Feste im Auftrag des Schahs von Persien mit seiner Kunst gestaltet. Das war angesichts der politischen Verhältnisse im nahen Osten manchmal auch gefährlich. So wurde es dem Müllenbacher Anfang der 60-er Jahre in Bagdad brenzlig, als durch eine Verwechslung statt des Bildes des dortigen Machthabers Bilder des ägyptischen Präsidenten an kleinen Fallschirmen vom Himmel auf das Volk fielen. Angst hatte er auch, als ein schwerreicher, exzentrischer Scheich im Jemen von ihm verlangte, ein für 20 Minuten geplantes Großfeuerwerk mit allen Bomben und Raketen innerhalb von acht Minuten abzubrennen, "Und das nur, weil es dem Scheich bei 28 Grad in der Nacht draußen zu kalt war."

Offensichtlich waren schon damals Feuerwerke aus Müllenbach das beste, was man Weltweit auf diesem Gebiet bekommen konnte. Die rege Nachfrage bestätigt dies. Lange Jahre begeisterte die Firma Steffes-Ollig die Menschen in nah und fern.

Die Feuerwerke wurden immer aufwendiger und die Technik immer ausgeklügelter und umfangreicher.

1985 stieg Helmut Reuter jun. in die Fußstapfen seines Vaters. Er war derjenige, der die Abteilung Feuerwerke innerhalb des Unternehmens weiter führen sollte. Dafür gab er sein Lehramtsstudium in Geographie und Sport auf. "Für mich ist mit der Übernahme des Feuerwerksgeschäfts ein Traum in Erfüllung gegangen" sagt er Heute.

Der Junior war schnell im Geschäft, oft genug hatte er seinen Vater auf die vielen Veranstaltungen begleitet und dabei das A und O der Feuerwerkstechnik erlernt. Unter seiner Führung wurde der Bekanntheitsgrad des Unternehmens Steffes-Ollig nochmals erhöht. Er "komponierte" neue Feuerwerke, neue Bomben und Raketen, die den begeisterten Zuschauern immer mehr das "Aaahh" und "Oooohh" entlockten und nach Beendigung eines jeden Licht-und Feuerspektakels nicht enden wollende Beifallsstürme hervor riefen.

1998 nahm er an den offiziellen Weltmeisterschaften der Feuerwerker in San Remo teil. Hier musste er sich mit den besten Feuerwerkskünstlern der Welt messen. Spezialisten aus China, Italien und Spanien gaben ihr Bestes vor der romantischen Landschaftskulisse der Riviera. Helmut Reuter jun., der Neuling unter den alten Hasen, konnte mit spektakulären Überraschungseffekten und einer sagenhaften Choreografie die Jury in seinen Bann ziehen. Im Endeffekt war es zwar nicht der Weltmeistertitel den er mit nach Hause nehmen konnte, aber immerhin mit der Vize-Weltmeisterschaft das beste Ergebnis, das je ein Newcomer erreicht hat.

Die Jahrtausendwende war für die Feuerwerker der Firma Steffes-Ollig ein Kraftakt pur. Ein nie da gewesenes aufkommen an Helfern musste aktiviert werden, damit alle Verpflichtungen wahrgenommen werden konnten. Jeder wollte den Jahrtausendwechsel gebührend "anschiessen.", Reuter jun. ging an die Grenzen des machbaren, 15 Großfeuerwerke in ganz Deutschland musste er in der Jahrtausendnacht zünden, darunter das sogenannte Millenniums-Feuerwerk von der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Am Deutschen Eck hatten sich Hunderttausende von Menschen eingefunden, um dieses Mega-Event zu bestaunen. Der Chef selbst war vor Ort, auf der Festung, um die Bomben und Raketen zu zünden. 2000 Geschosse jagte er aus den Rohren, alles dicke Kaliber von 60 bis 250 Millimeter. Nach 30 Minuten war das Schauspiel beendet, ein nicht enden wollender Applaus zeugte von der Einmaligkeit eines Schauspiels, wie es von den Anwesenden noch niemand erlebt hatte. Wieder einmal hatte die Firma Steffes-Ollig aus Müllenbach ihre Kunst in unübertrefflicher Weise dargestellt. Die Gazetten waren voll des Lobes über ein "einmaliges Schauspiel der Feuerwerkskunst".

Das Jahr 2000 brachte ein weiteres Jubiläum mit ins Land. Zum 50. Mal zünden die Müllenbacher das Großfeuerwerk zum Weinfest in Cochem. Helmut Reuter jun. Und auch der Senior haben sich für dieses Ereignis wieder ganz besondere Überraschungen einfallen lassen. Der Cochemer Buergermeister bedankt sich wenige Tage später im Rahmen einer Wappenteller-Verleihung bei den beiden Feuerwerkern für ein Millenniumsfeuerwerk beim Weinfest, wie es phantastischer nicht sein konnte.

Es war die letzte Ehrung für Helmut Reuter sen.. Nur einige Tage später erlag der Seniorchef einem schweren Leiden.

Trotz des schweren Verlustes, für die Familie und alle Freunde, ging es weiter, der Name der Firma Steffes-Ollig sollte auch zukünftig für beste Qualität stehen, die auf dem Gebiet der Großfeuerwerke zu erhalten ist.

Ein neues Highlight stellte die Meisterschaft im "Musikfeuerwerk" 2002 im Kanadischen Hull in der Provinz Quebec dar. Hierzu möchte ich den Beitrag der Rhein-Zeitung vom 01.10.2002 übernehmen.

Müllenbach: Da staunten die 20.000 Besucher in Hull (Kanada) nicht schlecht: Ein 28 minütiges Feuerwerk der ganz besonderen Art machte Helmut Reuter zum Star des Wettbewerbs, "Ein unvergessliches Erlebnis", so Reuter.

Von der Mosel über China bis nach Kanada - Helmut Reuter kennt die Welt in einem anderen Licht. Goldener Schimmer, rote Funken und bunte Blitze haben es ihm angetan. Deshalb war es für ihn eine einmalige Chance, als deutscher Feuerwerker an dem Internationalen Musikfeuerwerk-Wettbewerb in Kanada nicht nur seinen Charme zu versprühen.

"Ein Musikfeuerwerk - das erfordert besonders viel Gefühl und Fingerspitzengefühl", weiß der 45-Jährige. Denn das Feuerwerksprogramm muss genau zum Takt der Musik passen und deren Stimmung widerspiegeln. Auch die Pausen müssen eingehalten werden; Spielt die Musik nicht, herrscht am Himmel ebenfalls Stille. Damit die Koordination genau funktioniert, kann der Pyrotechniker mit Hilfe von Verzögerungspulver, der eingesetzten Menge des Schwarzpulvers und der Länge des Abschussrohres Höhe und Explosionszeitpunkt der Feuerwerkskörper bestimmen.

So ließ Helmut Reuter die Funken zu Melodien unter anderem von Strauss und Wagner, zu einer Vertonung des Erlkönigs und bekannten Liedern des Tarzan-Films von Walt Disney sprühen. Ein Fest für Augen und Ohren. Die Feuerwerke wurden dabei von Barkassen auf der Mitte des Sees "Lake Leamy" aus geschossen.

Mit seinem Feuerwerk konnte Helmut Reuter nicht nur die 20.000 Besucher, sondern auch die Jury faszinieren. Da konnte seine Konkurrenz aus Spanien und Brasilien einfach weniger glänzen. Als stolzer Sieger wurde er mit der "Zeus Trophäe" geehrt und darf auch nächstes Jahr hier wieder für ein buntes Schauspiel am Himmel sorgen. Bis dahin hat der Hauptberufliche Pyrotechniker noch alle Hände voll zu tun: Rund 40 Feuerwerke schießt er in diesem Jahr noch in die Luft, an Silvester müssen er und seine Mitarbeiter ganze vierzehn mal ran.

Vorbereitung ist hier das A und O. Mindestens einmal im Jahr fährt er nach China, wo er sich die Bomben nach Farben, Effekten und deren Reihenfolge ganz nach seinen Vorstellungen zusammenstellen lässt. "Das Neueste in diesem Jahr sind die "Gun Shots; Fächerbatterien, die Schüsse schnell hintereinander wie eine Maschinenpistole abfeuern," weiss Reuter.

Einen ganz besonderen Augenschmaus hat der Feuerwerker auch immer parat, wenn es zu Hochzeiten funken soll. Ringe und in sich verschmelzende Herzen sind für ihn eine Kleinigkeit. Auch Smilies, Sterne und Schlangen zaubert er mit Vorliebe in die Luefte. Bereits seit 25 Jahren schlägt das Herz von Helmut Reuter fürs Feuerwerk, es liegt ihm einfach im Blut.

"Mein Vater hat damals schon mit dem Feuerwerken angefangen, da bekommt man als Kind schon so einiges mit."

Die Fortführung der Feuerwerkstradition für die Firma Steffes-Ollig scheint gesichert. Der Sohn von Helmut Reuter, Patrick, ist schon ebenso Feuerwerksbegeistert wie sein Vater. Er hilft Tatkräftig bei den Vorbereitungen zu den pyrotechnischen Erlebnissen. Nach seinem besten Feuerwerk befragt, kommt es wie aus der Pistole geschossen: "Silvester 2000 in Koblenz, das war das beste von allen", auch er hat schon das untrügliche Gefühl eines Feuerwerkers, der weiß was gefällt.

Die Erfolgsgeschichte der Firma Steffes-ollig, die einst mit Sprengarbeiten in den tiefen Schieferstollen des Kaulenbachtals begonnen hat, geht weiter. Heute stehen fast 300 Feuerwerke pro Jahr im Event-Programm. Die Erfolge die erzielt wurden sprechen für die absolute Professionalität von Helmut Reuter und seinen Mitarbeitern. Hier die Auflistung der erfolgreichsten Events seit dem Jahre 2002:

2002 Internat. Feuerwerksfestival: Teilnehmer am Feuerwerksfestival in Porto Viero/Italien

2003 Vizeweltmeister: Musik-Feuerwerk-WM in Hull/Kanada.

2003 Internat. Feuerwerksfestival: Teilnehmer am Feuerwerksfestival in Omegna Lago D'orta / Italien

2004 Weltmeister: Feuerwerks-WM in San Remo/Italien.

2004 Internat. Feuerwerksfestival: Teilnehmer am Feuerwerksfestival in Cervia Adria / Italien

2006 Global Fest: Teilnehmer am Musikfeuerwerk-Festival in Calgary/Kanada

2009 Vizeweltmeister: Musik-Feuerwerk-WM in Hull /Kanada. 

2010 Global Fest: Teilnehmer am Musikfeuerwerk-Festival in Calgary/Kanada. 

2010 Weltmeister: Musik-Feuerwerk-WM  in Hull / Kanada.

2011 Weltmeister: Feuerwerks-Weltmeister - Worldwide Fireworks Championship "Fiori di Fuoco" in Laveno Mombello, am Lago Maggiore / Italien.  - Musik-Feuerwerk-Weltmeister in Hull/Kanada.  - Puplikumspreis "Grand feux du casino du lac leamy"

2012 Kuwait: Unterstützungsleistung beim größten Feuerwerk der Welt in Kuwait (80.000 Raketen werden gleichzeitig gezündet).

2016 – 1 Runner up: The 7th Philippine International Pyromusical Competition.

2017 – 1 Runner up: The 8th Philippine International Pyromusical Competition.

http://steffes-ollig.de/

Jährlich bietet Steffes-ollig Feuerwerke am 2. Wochenende im Dezember auf dem Sportplatzgelände in Müllenbach ein Präsentationsschießen, welches von hunderten begeisterten Kunden und Feuerwerksfreunden besucht wird. Neben den aktuellen Produkten der Firma, bieten die Weltmeister zum Abschluss der Veranstaltung ein Musikfeuerwerk, das einen Ausschnitt der vielen weltweiten Erfolge der Firma präsentiert. Das Präsentationsschießen hat sich zu einem besonderen Event gemausert, zu dem jedes Jahr mehr Menschen nach Müllenbach pilgern. Vielleicht sind auch Sie in diesem Jahr dabei, wenn „Die Meister des Feuers und des Lichts“ ihre Fähigkeiten präsentieren. Merken Sie sich den Termin: 2. Wochenende im Dezember, Sportplatz in Müllenbach.

(Text: Dieter Laux, zusammengestellt aus diversen Beiträgen der Rhein-Zeitung und Informationen auf der HP der Fa. Steffes-ollig Feuerwerke)

 

 

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